„Für viele Berufe sehen wir für die nächsten Jahrzehnten schwarz“ und „viele Berufe werden aussterben“ – solche Aussagen gehören längst zu den alltäglichen Meldungen. Sie schüren Unsicherheiten und bringen viele dazu, um ihren Beruf zu bangen. Und tatsächlich gibt es Tätigkeiten, die künftig maschinell und auf Computer-Basis effizienter erledigt werden können. Allein schon der Begriff „Digitalisierung“ ist ein Auslöser für Zweifel und teilweise sogar Angst. Doch die Digitalisierung (Achtung, nicht erschrecken), bietet ebenso viele Chancen, wie sie Besorgnis auslöst. Während „alte“ Berufe der schnell fortschreitenden Technik weichen, kommen neue hinzu. Die sogenannten „Digital Natives“ oder auch „Generation Y“ scheinen dabei die natürlichen Gewinner für den digitalen Wechsel zu sein. Warum es diese Generation so leicht hat, und warum sich vorherige Generationen trotzdem nicht so viele Sorgen machen sollten, kann hier nachgelesen werden

Das Couch-Erlebnis

Wir alle kennen das: Wieder mal Überstunden, fürs Abendessen muss auch noch eingekauft werden und gerne würde man sich noch mit Freunden treffen. Irgendwie hat das ja Vorrang vor dem Shopping in der meist überfüllten Innenstadt. Und wenn man in die Innenstadt geht, findet man das vermeintlich perfekte Kleidungsstück – aber nicht in der passenden Größe. Und wenn es das begehrte Stück in der richtigen Größe gibt, sogar mit dem perfekten Schnitt, dann nicht in der richtigen Farbe – der Stress ist da eigentlich schon vorprogrammiert. In der heute schnellen, hektischen und aufbrausenden Welt kommt uns da die Digitalisierung doch ganz gelegen.

Puh. Endlich zu Hause, gegessen wurde bereits. Jetzt noch ein Tee und ab auf die Couch. Laptop, Tablet, Smartphone; wir haben die Wahl. Mit den dicken Socken über den Füßen und dem Heißgetränk lässt es sich dabei gleich viel besser shoppen. Die Ansprüche der Kunden lassen sich dabei wie eine Folie auf die digitale Welt legen: Ich möchte eine große Auswahl, Verfügbarkeit und auch die Möglichkeit einer Beratung, die mittlerweile auch in den Online Gefilden angeboten wird – diese können online 1. besser erfüllt und 2. in aller Ruhe ausgelebt werden. Und hier greifen die Vorteile des E-Commerce.

E-Commerce ist nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Seit 2018 wird speziell in diesem Gebiet ausgebildet; zum Kaufmann/ zur Kauffrau im E-Commerce, um den digitalen Herausforderungen gerecht werden zu können.

Warum gibt es den Job erst jetzt?

Aufgrund der fehlenden Ladengeschäfte und demnach der Möglichkeit von Beratungssituationen, auf denen eine kaufmännische Ausbildung nun mal fußt, durften Online- und Versandhändler lange Zeit gar nicht erst ausbilden. Doch mittlerweile gibt es auch in der Onlinewelt Beratungsmöglichkeiten per Telefon und Chat, und so mauserte sich dieses Gebiet zu einer eigenen Ausbildung. Um diese Ausbildung adäquat beenden zu können, bedarf es eines breitgefächerten Interesses und der Bereitschaft, sich in viele Gebiete einzuarbeiten – wie umfangreich die Ausbildung ist, wird im Folgenden deutlich; hier sind die Schnittstellen der Tätigkeiten aufgeführt:

Buchhaltung: „Wie entwickelt sich das Sortiment?“ „Wie viele Stornierungen gab es?“. Solche Fragen werden gemeinsam mit der Buchhaltung geklärt sowie Kosten und Leistungsrechnungen analysiert.  Es wird besonders der Umgang mit Daten und Zahlen geschult.

Marketing: Rabattaktionen, das Sortiment an den Kunden bringen, Themenseiten, Newsletter, Social Media… auch hier greift der Auszubildende in Zusammenarbeit mit der Marketingabteilung.

IT: Den Onlineshop anpassen und umbauen, Testseiten generieren, anhand von Kennzahlen Erfolge messen – auch hier ist der Kaufmann/die Kauffrau für E-Commerce mit im Spiel.

Einkäufer: Hier stehen die Produkte im Vordergrund: Welche müssen vorhanden sein, welche Produkte funktionieren (oder auch nicht) etc..

Juristen: Auch über rechtliche Änderungen müssen E-Commerce Kaufleute im Bilde sein, etwa beim Umgang mit Shops, Marktplätzen, Bildrechten, Datenschutz, Informationspflichten.

Logistiker: Neben Möglichkeiten wie einer kostenlosen Lieferung werden gemeinsam mit der Logistik Fragen geklärt wie die Konditionen, zu denen die Ware zum Kunden kommt, sowie die Bearbeitung von Lieferanfragen.

Dadurch, dass der Anspruch und die Arbeit des Kaufmanns für E-Commerce darin besteht, dem Kunden in wenigen Schritten zum Kauf zu verhelfen, entsteht gleichzeitig eine neue Herausforderung auf logistischer Ebene.

Kaufleute im E-Commerce müssen neben den diversen anderen Disziplinen also auch bezüglich der logistischen Abläufe im Bilde sein und können sogar die Rolle des Entscheiders einnehmen. Etwa wenn es darum geht Liefertermine festzulegen, ein geeignetes Logistikunternehmen auszuwählen. Zudem lernen sie während der Ausbildung, wie der Lagerbestand effektiv überwacht wird. Die Notwendigkeit auch im logistischen Bereich das passende Know-How zu bekommen ist da – denn besonders in dieser Branche wirkt sich E-Commerce besonders aus und ist mit großen Herausforderung verbunden.

E-Commerce  in der Logistik

Die Logistikbranche zählt im digitalen Wandel zu den Gewinnern und macht demnach auch einen Teil der oben aufgeführten Ausbildungsinhalte aus. Die Möglichkeiten mit einer abgeschlossenen Ausbildung im E-Commerce sind dabei so umfangreich wie die Ausbildungsinhalte. Überall, wo eine Firma einen Online-Shop betreibt gibt es entsprechend Stellen, also im Einzel-, Groß- und Außenhandel. Aber eben auch in einem Logistikunternehmen.

Heutzutage kann man es sich als Unternehmen kaum noch erlauben keinen Online-Shop zu führen. Dadurch, dass die meisten Unternehmen auf diesen Zug aufspringen, ist in den Köpfen der Kunden der gleiche Anspruch wie im analogen Einkaufserlebnis immer noch präsent: Die Ware soll am selben Tag oder spätestens am nächsten in dessen Besitz gelangen. Und wer hat’s erfunden? Genau, Amazon. Mit dem Online Giganten etablierten sich Versandstandards, wodurch andere Unternehmen massiv unter Druck stehen, um mithalten zu können und die Kundenzufriedenheit zu gewährleisten – das Image steht auf Messers Schneide. Eine gute Logistik kann an dieser Stelle viel bewirken. Durch den E-Commerce liegen die Herausforderungen für die Logistik deswegen lange nicht mehr nur im B2B Bereich, sondern sind längst schon im B2C angekommen: Die Workflows sind andere und viel vernetzter; die Logistikdienstleister sind durch den digitalen Wandel auf IT-Unterstützung mehr denn je angewiesen, um die neuen Herausforderungen meistern zu können.

Manuel Unkel, Geschäftsführer bei B+S Logistik, erklärt in einem Interview mit MMLogistik, warum eine flexibles und durchdachtes Logistiksystem so wichtig ist:

 

„Das klassische B2B-Kontraktlogistikgeschäft, wo man eine einzige Schnittstelle – nämlich die zum ERP-System des Kunden – hat, gibt es heute immer seltener. Zunehmend haben Logistikdienstleister Überschneidungen zu mehreren Partnern, Kundenportalen, digitalen Marktplätzen und Zahlungsdienstleistern. Es braucht umfangreiche IT-Systeme, die eine schnelle und flexible Anbindung gewährleisten und alle relevanten Daten zeitnah zusammenführen können. Die Release- und Anbindungszyklen – beispielsweise an neue Zahlungsmethoden – sind ein ganz klares Kriterium dafür geworden, ob sich Logistikdienstleister erfolgreich am Markt positionieren können oder nicht.“ (https://www.mm-logistik.vogel.de/so-revolutioniert-e-commerce-die-logistik-a-682084/)

 

Und der Onlinehandel wächst. Daneben, dass es immer mehr Nutzer geben wird, können zukünftig auch Aspekte wie die Kundennähe und die Zuverlässigkeit weiter ausgebaut und besser standardisiert werden. U.a. mit Hilfe neuer Berufe wie die des Kaufmanns/der Kauffrau für E-Commerce wird gewährleistet, dass es zukünftig breit aufgestellte Fachleute gibt, die sich der Herausforderungen der Digitalisierung annehmen können. Die lediglich im Ansatz aufgeführte Komplexität, die E-Commerce allein schon in der Logistik mit sich bringt, zeigt wie schnell, drastisch und vor allem branchenübergreifend sich E-Commerce im Rahmen der Digitalisierung auswirkt.

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Damit Online-Shops auch in Zukunft mit zufriedenen Kunden weiterbestehen können und weniger Stress in der Lieferkette herrscht, ist das Ausbildungsangebot für Kaufleute im E-Commerce ein gewaltiger Schritt in die richtige Richtung. Der Ansturm auf diesen Ausbildungsberuf ist da, und somit auch genügend Fachpersonal für die digitalen Herausforderungen, damit gerade der Kunde auf der Couch weiterhin einer bleibt.

Übrigens:

Der neue Ausbildungsberuf Kaufmann/Kauffrau für E-Commerce erfreut sich großer Beliebtheit und hat die Erwartungen für dieses Jahr bereits übertroffen. Knapp 1.400 Verträge sind im laufenden Ausbildungsjahr 2018/19 abgeschlossen worden berichtete der Handelsverband Deutschland (HDE) in Berlin.

 

Die Informationen haben wir entnommen aus: https://www.ausbildung.de/berufe/kaufmann-im-e-commerce/