Das neue Lieferkettengesetz gilt zwar erst ab 2023 in Deutschland. Doch Supply Chain-Experten von Setlog warnen Firmenchefs davor, die Vorbereitungen für die Umsetzung des Themas auf den letzten Drücker zu erledigen. Der Textildiscounter KiK ging das Thema schon 2015 an.

Supply Chain Due Diligence Act: Do your homework now! Photo
Asiatischer Kleidungsproduzent: KiK lässt bei seinen Lieferanten Audits durchführen, in denen unter anderem die Einhaltung der Arbeitsschutzgesetze geprüft wird.

„Wer mit uns kooperieren will, wird nicht nur anfangs geprüft, sondern muss sich regelmäßigen
Audits unterziehen!“

Ansgar Lohmann, Bereichsleiter CSR bei KiK

Wirtschaftswissenschaftler bezeichnen den 11. Juni 2021 schon jetzt als Wendepunkt in der deutschen Geschichte: An diesem Tag beschloss die Bundesregierung das Lieferkettengesetz. Das Ziel ist klar: Es soll dafür sorgen, dass – speziell in Entwicklungsländern – Umwelt- und Menschenrechtsstandards eingehalten werden. Fakt ist auch: Die Vorschriften sollen erst ab 2023 zunächst für Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitenden gelten, ab 2024 auch für Firmen mit
mehr als 1.000 Angestellten.

2023. Bis dahin ist noch Zeit. So mancher Supply Chain-Verantwortliche, der sich noch nicht mit der Thematik befasst hat, schiebt angesichts des operativen Geschäfts das Thema erst einmal vor sich her. Nach der Ansicht von Experten für Supply Chain Management (SCM) und Corporate Social Responsibility (CSR) ein Fehler, weil die Vorbereitungen für die Umsetzung der Vorschriften nicht nur Wochen, sondern Monate in Anspruch nehmen können. Und wer einem Unternehmen vorsteht, das weniger als 1.000 Mitarbeitenden beschäftigt, kann das Thema auch nicht ohne weiteres ad acta legen. Denn die Fachleute weisen zudem darauf hin, dass auch mittelständische Betriebe, die Großunternehmen beliefern, sich mit dem Lieferkettengesetz beschäftigen sollen. „Konzerne werden sich in neuen Verträgen absichern, dass nicht nur große, sondern alle Lieferanten die gesetzlichen CSR-Vorschriften einhalten und ihre Supply Chains transparent sind“, betont Ralf Düster, Vorstandsmitglied des Softwareanbieters Setlog. Das Bochumer Unternehmen hat zahlreiche Kunden – vom Mittelständler bis zum Konzern – die seit Jahren das Thema CSR mit Supply Chain Partnern über die cloudbasierte Setlog-Software OSCA steuern.

Düster widerspricht Kritikern aus Wirtschaft und Politik, welche die ab 2023 geplanten Vorschriften als unwirksam, zu teuer und bürokratisch bezeichnen. „Angesichts der Tatsache, dass derzeit gerade mal ein Fünftel der deutschen Firmen mit mehr als 500 Mitarbeitern ihrer Sorgfaltspflicht in puncto Einhaltung der Menschenrechte nachkommt, ist das Gesetz überfällig. Ich kann gut verstehen, wenn Kritiker eine EU-weit harmonisierte Lösung fordern, damit der Wettbewerb nicht verzerrt wird. Es leuchtet mir auch ein, dass nicht mit einer einfachen E-Mail und ohne schwerwiegende Beweise ein Verfahren gegen eine Firma in Gang gesetzt werden kann. Aber das Argument, dass die geplanten Regelungen zur Kontrolle der Lieferanten im ersten Kettenglied technisch nicht machbar und zu bürokratisch sind, haben unsere Kunden schon vor Jahren widerlegt. Wenn die Supply Chain-Partner über eine gemeinsame Software kommunizieren, bringen sie Transparenz in die Kette. Wer aber heute mit Telefonanrufen, E-Mails oder selbst erstellten Excel-Listen seine weltweite Supply Chain steuert, ist nicht zeitgemäß aufgestellt“, so Düster.

In dem Setlog-Tool können Unternehmen aller Branchen ihre kundenspezifischen Anforderungen entlang ihrer Lieferketten hinterlegen. Sie können beispielsweise spezielle Vorgaben für die Prüfung von Zulieferern erstellen, eigene Prozesse definieren, einen individuellen Verhaltenscodex aufstellen sowie klar definierte Korrekturmaßnahmen der Lieferanten einfordern und verfolgen. Firmen können auch festlegen, dass Supply Chain-Partner individuelle Fragebögen beantworten müssen und unangekündigte Prüfungen stattfinden. Beim Einsatz des Tools ist es nicht relevant, nach welchen Richtlinien ein Unternehmen auditiert wird – ob nach Fair Ware, Fairtrade, BSCI, Sedex oder anderen Siegeln.

Die Erfahrungen von Setlog haben gezeigt, dass ein Drei-Phasen-Modell am schnellsten zu den gewünschten Resultaten führt. Sie lauten:

  1. Zusammenstellung einer kollaborativen Lieferkette: Es geht darum, die richtigen Partner für ein künftiges zentrales IT-Tool zu identifizieren und zu integrieren. Partner sind unter anderem Lieferanten, Fabriken, Lager, Einkaufbüros, Qualitätsprüfungsstellen, Labore und Kunden.
  2. Reorganisation der Partner: Kurzfristig muss geklärt werden, wer mit wem zusammenarbeitet und wie die Struktur der Lieferkette aussehen soll. Langfristiges Ziel sollte sein, dass die Partner anhand von definierten Kriterien ausgewählt werden.
  3. Einsatz von Software: Das IT-Tool soll Medienbrüche auflösen. Alle Partner müssen zentral auf einem kundenbasierten Softwareprodukt arbeiten, um Informationen in Echtzeit austauschen zu können.

Einer der langjährigen OSCA-Nutzer ist die KiK Textilien und Non-Food GmbH in Bönen. Der Großteil der Waren kommt aus China und Bangladesch, der Rest überwiegend aus Pakistan, Indien und der Türkei. Wer mit KiK zusammenarbeitet, muss hohe Standards erfüllen. Nur günstigere Preise als der Wettbewerb und eine gute Liefertreue sind kein Grund für das Unternehmen, einen Zulieferer neu zu listen.

„Wer mit uns kooperieren will, wird nicht nur anfangs geprüft, sondern muss sich regelmäßigen Audits unterziehen“, betonte Ansgar Lohmann, der den Bereich CSR bei KiK leitet, im Oktober auf dem Deutschen Logistik-Kongress 2021 in Berlin. Die Prüfung ist umfangreich. Zehn Teilbereiche entlang der Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO werden in einer vom Unternehmen entwickelten Matrix geprüft. Die von KiK beauftragten Auditoren durchleuchten vor Ort vor allem Arbeitszeiten, Mindestlöhne, Sozialleistungen und Umweltschutzauflagen. Sie prüfen aber auch, ob Feuerlöscher, Brandschutztüren und Rauchmelder vorhanden sind und schauen sich die Gebäudestatik an. Ein Auge werfen die Prüfer, die KiK gegenüber mit ihren Ergebnissen haften müssen, zudem auf behördliche Genehmigungen wie Brandschutz-, Umwelt oder Businesslizenzen. Für alle Lieferanten gilt: Wer keine Bereitschaft zeigt sich weiterzuentwickeln, wird erst gar nicht eingelistet. Insgesamt 800 Audits führt KiK pro Jahr in seinem Lieferantenpool durch.

Die Vielzahl der Audits zu steuern ist eine Herausforderung. Dass eine Flut von E-Mails und Exceltabellen ungeeignet sind, um so eine Herkulesaufgabe zu bewältigen und Transparenz in die Supply Chain zu bringen, erkannte KiK bereits vor Jahren. 2014 beschloss das Unternehmen sich nach einer Softwareunterstützung umzusehen. „Wichtig war uns ein ganzheitlicher Ansatz mit Fabrikprüfungen in einem automatisierten System, das in Echtzeit Daten liefert“, berichtet Lohmann.

Nach einer Analyse verschiedener Anbieter entschied sich KiK für die Software OSCA mit dem Vendor & Compliance Management-Tool VCM, das inzwischen unter dem Kürzel CSR bekannt ist. Die Lösung kann stand-alone oder in Kombination mit dem SCM-Modul von OSCA genutzt werden. Es beinhaltet die gesamte Lieferbeziehung ab dem Onboarding über Qualitätsmanagement, Audits samt Nachbesserungen, Dokumentenmanagement, Reportings und Ratings. Nach der finalen Entscheidung für eine Software ging alles schnell. Im Mai 2015 gab der Discounter grünes Licht für das IT-Projekt. Keine drei Monate später ging er mit OSCA live.

Der Alltag läuft nach einem vorgegebenen Schema ab: Soll ein Audit durchgeführt werden, beauftragt das CSR-Team über OSCA ein Prüfinstitut, das den vereinbarten Termin und den Auftrag bestätigt. Der Prüfbericht wird samt Fotodokumentation in OSCA hochgeladen. Die Prüfkriterien fließen unterschiedlich gewichtet in eine Gesamtnote ein. Wenn Nachbesserungen nötig sind, werden sie noch vor Ort mit den Verantwortlichen besprochen. Mängel müssen innerhalb einer festgelegten Frist behoben sein. Ein Frühwarnsystem zeigt alle Audits auf einem Dashboard des CSR Teams an und informiert die Mitarbeiter automatisch über den Fortschritt der Nachbesserungen nach einem Ampelsystem.

Über Setlog
Die Setlog Holding ist ein Anbieter maßgeschneiderter Supply Chain Management (SCM)-Lösungen. Zentrales Produkt ist die cloudbasierte Software OSCA mit den Lösungen Procurement, SRM, Global Logistics, CSR und Quality Control. OSCA, das für „Online Supply Chain Accelerator“ steht, ist bei mehr als 150 Marken in den Bereichen Bekleidung, Elektronik, Nahrungsmittel, Konsumgüter und Hardware im Einsatz. Mithilfe von OSCA vernetzen sich Unternehmen mit ihren Kunden, Lieferanten und Dienstleistern, um ihre Lieferkette optimal aufeinander abzustimmen, Prozesse zu
beschleunigen und Supply Chains effizient zu managen.

Die Setlog GmbH ist eine 100-prozentige Tochter der Setlog Holding AG. Das Unternehmen wurde 2001 gegründet und zählt heute mit über 40.000 Nutzern in 92 Ländern zu den führenden Anbietern von SCM-Software. Das Softwarehaus beschäftigt 60 Mitarbeiter an den Standorten Bochum (Sitz), Köln und New York.