In unseren Meetups versuchen wir immer wieder Themen aufzugreifen, die uns entweder in unserer Arbeit begegnen oder unseren Alltag bewegen.
Bei uns in den Teams wurde immer wieder mal, am Rande und völlig beiläufig, das Thema „ Game Design“ gewünscht. Und auch das ein oder andere Gespräch in den Mittagspausen drehte sich, wen wundert es, ums Gaming. Alle sprechen davon und jeder macht es.

Aber wo kommen die Spiele, die wir auf Computer, Konsole und Handy spielen, eigentlich her?

-Game Design-

Das ist so ein Begriff, der könnte alles und nichts bedeuten. Wie sieht der Beruf Game Designer aus?
Der ein oder andere stellt sich darunter vielleicht den Master der Spielideen vor, der nachts aufwacht und das nächste große World of Warcraft im Kopf hat und dann diese Vision delegiert, bis sie in die Tat umgesetzt ist.
Ein anderer sieht Menschen vor sich, die Tag UND Nacht vor dem Computer sitzen und kreieren, kreieren, kreieren. Vielleicht ist es ja eine Mischung aus beidem?
Jens Breuker, unser Master of Game Design, ist selber Game Designer und hat uns einen exklusiven Einblick in die Welt dieser Branche  gegeben.

Wie wird man eigentlich Game Designer?

Im Falle von Jens kam der Berg eher zum Propheten, denn nach ein paar anderen Stationen in Geologie und Luft- und Raumfahrttechnik, hat er realisiert, dass eine Komponente in seinem Leben immer gleichgeblieben ist – die Liebe zum Gaming.
Warum also nicht die Leidenschaft zum Beruf machen?

So geht es vielen, die in dieser Branche landen. Bei dem ein oder anderen geht es über Umwege, wieder andere, konnten sich nie etwas anderes vorstellen.
Tatsächlich gibt es mittlerweile internationale Studiengänge, die auf Game Design schulen und so dieses Berufsfeld schon früh öffnen.
Wer sich hierfür allerdings interessiert, muss bedenken, dass dieser Studiengang noch nicht an staatlichen Universitäten angeboten wird und die Interessenten auf private Hochschulen gehen müssen und dementsprechend andere Studiengebühren bezahlen.

Die Games Branche

Die Games Branche fand ihre Anfänge bereits im Jahr 1958, als im Brookhaven National Laboaroty der Physiker William Higinbotham „Tennis for Two“ entwickelte. Für einen Tag der offenen Tür konstruierte er ein „Spiel“ welches auf einem Analogcomputer und einem kleinen Oszilloskop bestand.  Zum Bedienen wurden zwei kleine Kästen verwendet: Eins versehen mit einem Knopf zum Schlagen eines Balles und eins mit einem Knauf, zum Einstellen des Abprall-Winkels.
Ohne Frage – an dem Tag, war Tennis for Two mit seiner Gesamtgröße von 5m, der Publikumsliebling des Kernforschungszentrums. Das Spiel kann als Vorgänger des beliebten Pong angesehen werden.
Aus einem Spaß heraus, ist also das erste richtige Game entstanden. Aber wie ging es weiter?
Zunächst einmal, entwickelten damals keine Game Designer oder Grafiker diese Spiele, sondern Programmierer, Quereinsteiger und Hobbyentwickler. Die Hardware Limitierungen machten das Ganze nicht unbedingt einfacher.
Doch schnell entstanden einige richtige Evergreens an Spielen, die sowohl Klein als auch Groß anzogen und zu einem weltweiten Erfolg führten.

Bereits in den 1980er Jahren gab es die ersten so genannten Online-Games.
Vor 2000 wurden Spiele entwickelt, die auch heute noch von einer großen Masse beliebt sind. Wer kennt nicht Pac-Man, Donkey Kong, Tetris, Spacewar, Mario Kart oder Monkey Island?
Schnell bat die Games Industry ganz neue Potenziale für Firmen. So wurden noch vor 2000 die ersten Konsolen entwickelt, die stetig besser, kleiner und händelbarer wurden.
1997 wurde das erste Handygame bekannt, als Nokia das beliebte „Snake“ auf ihren Telefonen installierte.
Während die Spiele zu der Zeit vor allem ein breites Publikum ansprachen, so wurden in den darauffolgenden Jahren immer mehr Strategiespiele und Games, die eine bestimmte Nische bedienten entwickelt.
Mit dem Aufsteigen des Internets bekamen auch die Online-Games eine ganz neue Bedeutung und eroberten die Welt.
Noch heute macht die Spieleindustrie einen entscheidenden Teil der Freizeitgestaltung aus. Während die Film- und Musikbranche seit Jahren immer wieder Probleme haben und die Umsätze eher gleichblieben, stieg das Geld in der Spielebranche enorm an. Im Jahr 2019 wird ein jährlicher Umsatz von 152 Milliarden Dollar erwartet. Im Vergleich dazu, kann der Filmmarkt „nur“ mit 43 Milliarden Dollar und die Musikindustrie auf 20 Milliarden Dollar rechnen.

Die Spieleindustrie boomt. Das merken insbesondere die Hersteller und nehmen Summen ein, von denen viele andere Märkte nur träumen können. In 2018, machte das beliebte Spiel Fortnite: Battle Royal, alleine 318 Millionen Dollar. Gleichzeitig steigen aber auch die Kosten, die für die Produktion eines Spieles ausgegeben werden und diese kommen einem Hollywood-Blockbuster mittlerweile gleich. Grand Theft Auto V hatte ein Budget von 265 Millionen Dollar und kommt so fast an das Produktionsbudget des beliebten Blockbusters „The Dark Knight Rises“ heran.

Der Erfolg der Spielebranche scheint kein Ende zu finden.

Was genau macht man als Game Designer?

Aber wie sieht denn jetzt der Job eines Game Designers eigentlich aus? Game Design verbindet Ästhetik, Spielregeln, die Steuerung sowie die Geschichte eines Spieles mit Interaktionen und einem einzigartigen Spielerlebnis.
Wer sich anschaut, warum die Spieleindustrie so einen Erfolg hat, der kommt um einen psychologischen Aspekt nicht herum.

Warum spielen wir? Schon als Babys können wir es nicht lassen. Ob in der Natur oder in der Zivilisation: Wir erlernen wichtige körperliche Funktionen und Fähigkeiten, unsere Sozialisierung und wichtige Erfahrungen für das spätere Leben durch spielerisches entdecken. Wir befriedigen unsere Neugierde und ja, so manches Mal, möchten wir auch einfach aus unserem Alltag entfliehen.
All dies bezieht sich auch auf die Gaming Industrie. Ein Spiel muss Spaß machen, uns herausfordern, uns eine Flucht vor Langeweile oder dem Alltag bieten. All das haben Game Designer zu beachten, wenn sie eine Idee in die Tat umsetzen.

Aber was muss ein Game Designer alles können, um das richtige Spiel zu entwickeln? Eigentlich alles – und das ist nicht mal übertrieben.
Wer denkt, dass ein Game Designer nichts Anderes macht als kreative Ideen zu versprühen, der liegt falsch.

Die Entwicklung eines Spieles ist nämlich Gemeinschaftsarbeit und oft liegt die Koordination dieser bei dem oder der Game Designer(in). Das bedeutet, dass er/sie vor allem gut zuhören und gut kommunizieren können muss. Er oder sie muss ein Verständnis für die einzelnen Bereiche, die bei der Entwicklung beteiligt sind, zu mindestens ein Grundverständnis haben. Das geht von Design, über Grafik und UI bis hin zu Marketing und Finanzen.
Game Design bedeutet der „Keeper of the Vision“ zu sein und die Zuständigkeit zu haben, dass die Inhalte und Projektplanung eingehalten werden.
Texte, Voice-Overs, Leveldesign, Scripting, das Erstellen von Spielregeln und Mechaniken – das sind alles Aufgaben im Game Design und gehören dazu, wenn man die Vision eines Spieles im Auge behält.

Ein Spiel sollte immer auch eine Hintergrundgeschichte haben, wenn es sich um mehr handelt, als ein Bauklotz-Prinzip. Welche Aufgaben muss der Spieler erfüllen? Was erlebt er, wenn er durch das Spiel geführt wird? Welche Herausforderungen soll er haben?
Welche Schwierigkeiten müssen miteingebaut werden um es spannend zu lassen?
Das Entwickeln eines guten Spieles ist genauso kreativ wie einen Film zu drehen oder ein Buch zu schreiben.
Neben dem Inhalt, ist aber natürlich auch das Aussehen ein entscheidender Faktor für den Erfolg. Genau hier kommt Level Design ins Spiel.
Gemeinsam mit Grafikern und UX, sowie UI Designern wird das richtige „Bild“ erstellt und eine Menüführung sowie Steuerung des Spieles eingeführt.
Schließlich möchte man das Gefühl haben, dass das Game nicht zu kompliziert zu bedienen ist, wenn dies nicht unbedingt den USP ausmacht.
Die Programmierung wird nicht unbedingt vom Game Designer ausgeführt. Selbstverständlich gibt es einige die beides miteinander vereinen, aber im Allgemeinen ist es kein absolutes Muss auch ausgiebige Programmierkenntnisse zu haben, wenn man Game Design als Traumberuf hat. Ein Verständnis dafür, eine gute Kommunikation und eine Vertrauensbasis mit den beteiligten Programmierern ist jedoch Pflicht. Nur gemeinsam kommt man zum Ziel.

Game Design beinhaltet also jede Menge Kreativität. Aber auch wirtschaftliche Aspekte sind gefragt, wenn ein Budget eingehalten werden muss und die Projektplanung ansteht. Wer den Überblick verliert, der wird ein Problem haben: überteuerte Produktionen, verspätete Deadlines und keine gute Koordination der Teams, die an dem Spiel beteiligt sind.
Wer also die unterschiedlichsten Fähigkeiten miteinander vereinen möchte und eine hohe Begeisterung für eine boomende Branche mitbringt, der könnte sich im Beruf des Game Designers wiederfinden.

Game Designer – ein Traumberuf?!

Eins muss jedoch beachtet werden: So spaßig dieser Job auch sein kann, so ist es auch Knochenarbeit. In vielen Betrieben gibt es das so genannte Crunch.

Was genau passiert beim Crunch? Eine kaum einzuhaltende Deadline steht an und diese muss eingehalten werden. Was bedeutet das für die Beteiligten eines Spieles? Das Zu Hause wird ab jetzt das Büro und wöchentliche Arbeitsstunden die die 100 Stunden erreichen sind nicht selten. Um jeden Preis soll, muss, die Deadline eingehalten werden und so geben Programmierer, Developer und Game Designer ihr Leben oft für mehrere Wochen und Monate ab, um produktiv zu sein.
Hinzu kommt, dass die entwickelten Spiele zwar oft Millionen einnehmen und damit die Produktionsfirmen und Bosse reich und glücklich machen, die kreativen Jobs wie Game Designer jedoch wahrlich unterbezahlt sind. Auch die Programmierer sind im Vergleich zu vielen anderen Branchen in denen IT zu den Bestverdienern gehören, eher im unteren Durchschnitt vergütet.
Warum also ist der Job in der Spielebranche dennoch so beliebt?

Hier spielen vor allem Leidenschaft und der Traum vom Entwickeln eines Milleniumspieles eine große Rolle. Das eigene Hobby zum Beruf machen ist verlockend und das Angebot gering, also lassen sich auch viele Entwickler und Game Designer auf diese Konditionen ein.
Doch auch viele Indie Games, die nicht von den großen Produktionsfirmen entwickelt werden, bekommen immer mehr Bekanntheit, werden beliebter und hin und wieder schaffen es auch einzelne Personen einen viralen Erfolg zu feiern, der alles verändert.

Dazu muss nicht unbedingt ein Job bei einer der großen Produktionsfirmen her.

Ob man mit den Gegebenheiten in der Spielebranche umgehen kann ist eine Frage, die sich jeder selber beantworten muss. Fakt ist, der Beruf des Game Designers ist spannend, vielfältig und ein tieferer Einblick hat uns an dem Meetupabend sehr viel Spaß bereitet.