
Lieferbedingungen beim Import sind mehr als nur ein juristisches Detail – sie beeinflussen Kosten, Gefahrenübergänge, Transparenz und Flexibilität der gesamten Lieferkette. Für Unternehmen im Mittelstand, die international einkaufen, bietet die Lieferbedingung FOB (Free on Board) klare Vorteile: Mehr Kontrolle, mehr Planbarkeit und oft auch mehr Einsparpotenzial.
Gerade in Zeiten instabiler Lieferketten und steigender Logistikkosten ist das ein echter Hebel zur Supply Chain Optimierung und die Schaffung von Transparenz in allen Planung Szenarien entlang der Lieferkette.
Was bedeutet FOB in der Praxis?
Bei einer FOB-Vereinbarung endet die Verantwortung des Lieferanten, sobald die Ware im Ursprungsland auf das vom Käufer beauftragte Schiff geladen wurde. Ab diesem Moment übernimmt der Importeur:
- die Verantwortung
- das Risiko
- und vor allem die Gestaltungshoheit über den weiteren Transport.
Das ist mehr als nur ein rechtlicher Übergabepunkt – es ist ein strategischer Vorteil für jedes Unternehmen, das seine Lieferkette im Griff haben möchte.
Warum FOB? Die 6 wichtigsten Vorteile im Überblick
✅ 1. Spediteur und Route selbst bestimmen
Mit FOB wählt der Importeur den eigenen Spediteur, Frachtdienstleister oder Konsolidierer. Das schafft Flexibilität, bringt oft bessere Konditionen – und sorgt vor allem für eines: Verlässlichkeit durch vertraute Partner und Strukturen. Ein Vorteil für den Mittelstand: Viele Unternehmen arbeiten mit etablierten Logistiknetzwerken oder nutzen bestehende Rahmenverträge. FOB macht es möglich, diese gezielt zu nutzen – statt sich auf unbekannte Anbieter des Lieferanten zu verlassen.
✅ 2. Klare Kostenstruktur und Verhandlungsmacht
Die Lieferbedingung FOB sorgt für volle Transparenz bei den Transportkosten. Die Frachtraten verhandelt der Importeur direkt – ohne versteckte Aufschläge oder Zwischenmargen des Lieferanten. Durch ein Tendermanagement, kann man die Laufzeit der Rate und der Frachtnebenkosten optimiert verhandeln und festlegen.
Besonders interessant für den Einkauf:
Kosten werden klar budgetierbar, einzelne Teilleistungen wie Seefracht, Vor- und Nachläufe sind sauber nachvollziehbar – das erhöht die Preis- und Kalkulationssicherheit.
✅ 3. Steuerlich sauber und häufig abzugsfähig
Ein oft übersehener Vorteil: Transportkosten nach FOB sind häufig vorsteuerabzugsfähig, sofern sie unternehmerisch veranlasst sind. Zudem lassen sich diese Kosten eindeutig einzelnen Produkten zuordnen – ein klarer Pluspunkt für Kostenrechnung und Produktkalkulation. Die Nachkalkulation auf Produktebene kann dabei gezielt durch geeignete SCM-Tools unterstützt werden.
Vorsteuerabzug bei Einfuhren: Was gilt?
Unternehmer, die zum Vorsteuerabzug berechtigt sind, können die ihnen in Rechnung gestellte Umsatzsteuer als Vorsteuer geltend machen – vorausgesetzt, die bezogene Leistung oder Lieferung dient direkt ihren umsatzsteuerpflichtigen Ausgangsumsätzen.
Das gilt auch für die Einfuhrumsatzsteuer bei Waren aus Drittländern (außerhalb der EU), wenn diese für das Unternehmen bestimmt sind (§ 15 Abs. 1 Nr. 2 UStG).
Wichtig: Das Umsatzsteuerrecht definiert nicht eindeutig, zu welchem Zeitpunkt der Vorsteuerabzug bei Einfuhren möglich ist. Entscheidend ist, wer zum maßgeblichen Zeitpunkt die Verfügungsmacht über die Ware hat – nur dieser ist vorsteuerabzugsberechtigt.
Die Finanzverwaltung orientiert sich dabei an der Rechtsprechung und stellt klar: Die Regeln zum Leistungsort (Abschn. 3.12 Abs. 7 UStAE) gelten auch für den maßgeblichen Zeitpunkt der Lieferung.
✅ 4. Mehr Transparenz in der Lieferkette
Mit FOB kontrolliert der Importeur nicht nur den Transport – sondern erhält Zugang zu Echtzeitdaten. GPS-Tracking, ETA-Prognosen, Verzollungsstatus – all das lässt sich direkt abrufen. Mehr Lieferkettentransparenz, weniger Überraschungen – und die Möglichkeit, schnell auf Abweichungen zu reagieren. Für alle, die in Einkauf und Logistik proaktiv statt reaktiv handeln wollen, ist das Gold wert.
✅ 5. Bessere Nutzung von ERP- und SCM-Systemen
Wer den Transport selbst steuert, kann digitale Systeme wie SAP, Microsoft Dynamics oder spezialisierte SCM-Lösungen gezielt mit relevanten Informationen versorgen. Daten wie geplante Ankunft, tatsächliche Transportdauer, Kosten oder der aktuelle Lieferstatus lassen sich nahtlos ins System integrieren. Auch Details zu enthaltenen Artikeln oder Mengen einzelner Bestellungen fließen direkt in die SCM-Systeme ein.
Das ermöglicht unter anderem eine automatisierte Disposition, genauere Bedarfsvorhersagen, Echtzeit-Monitoring im ERP-System und eine Rechnungsprüfung ohne manuelle Rückfragen.
Fazit: FOB fördert die digitale Lieferkette, weil es die operative Realität direkt in Ihre Systeme bringt.
✅ 6. Flexibilität bei Häfen und Routen
Flexibel auf saisonale Volumen, Staus in bestimmten Häfen oder alternative Konsolidierungspunkte reagieren, auch das ist mit FOB kein Problem. Gerade bei Verzögerungen in der Produktion, kann man bei FOB flexibel die Transportart ändern um Kundentermine zu halten. Der Importeur entscheidet, wo, wann und wie die Ware ins eigene Netzwerk einfließt. Das hilft nicht nur bei Engpässen, sondern auch beim Aufbau resilienter Liefernetzwerke – besonders relevant für wachstumsorientierte Mittelständler. Hier ist natürlich ein SCM-System sinnvoll welches eine Kommunikation auf Order-Ebene in Echtzeit mit allen Beteiligten ermöglicht.
Für wen ist FOB besonders geeignet?
Die Lieferbedingung FOB eignet sich ideal für:
- Mittelständische Unternehmen mit eigener Einkaufs- oder Logistikabteilung
- Einkäufer, die Zugriff auf Frachtnetzwerke oder Speditionspartner haben
- Firmen, die aktiv ihre Supply Chain gestalten und digitalisieren möchten
- Geschäftsführer, die Kostenstrukturen durchleuchten und optimieren wollen
Fazit: Mehr Kontrolle, bessere Daten, weniger Risiko
FOB bietet importierenden Unternehmen im Mittelstand ein starkes Fundament für eine moderne, transparente und steuerbare Lieferkette. Wer den globalen Einkauf nicht nur als Kostenstelle, sondern als strategischen Hebel begreift, kommt an dieser Lieferbedingung kaum vorbei. In Kombination mit gut genutzten ERP- und SCM-Systemen entfaltet FOB sein volles Potenzial – und macht Ihre Lieferkette nicht nur stabiler, sondern auch intelligenter.

Jetzt prüfen: Wie viel FOB steckt schon in Ihrer Lieferkette?
Ein Umstieg auf FOB muss nicht kompliziert sein – aber er sollte strategisch geplant werden. Unsere Empfehlung: Prüfen Sie gemeinsam mit Einkauf, Logistik und IT, wo Sie bereits FOB einsetzen – und wo es sich lohnt umzusteigen. Gern unterstützen wir Sie dabei .